Die Ölpreise verbilligen sich heute Morgen den vierten Tag in Folge und verlieren im frühen Handel weitere rund 50 Cent je Fass. Bereits gestern hatten Sorgen um anhaltend hohe Zinsen in den USA den Preis für Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) um 1,4% auf 77,57 Dollar gedrückt, während sich Öl der Atlantiksorte Brent um 1,2% auf 81,90 Dollar je Fass (a 159 Liter) nach unten bewegte.
Die Aussicht auf längerfristig höhere US-Zinsen aufgrund der hartnäckigen Inflation hatte zur Wochenmitte an den Ölmärkten auf die Stimmung gedrückt. Höhere Zinsen dämpfen in der Regel die Kreditvergabe, was sich nachteilig auf die Wirtschaft und in der Folge auch negativ auf die Nachfrage nach Öl auswirkt. Gestern war bekannt geworden, dass einige Vertreter der US-Notenbank auf ihrer letzten Sitzung sogar zu Zinsanhebungen im Kampf gegen die Inflation bereit waren.
EIA warnt: Öl- und Gasindustrie vor schwerer Hurrikansaison
Neben dem Gegenwind an den US-Zinsmärkten, drohen den Ölmärkten Stürme einer ganz anderen Kategorie. Wie die Energy Information Administration (EIA), eine untergeordnete Behörde des US-Energieministeriums, gestern mitteilte, hat die diesjährige Hurrikansaison das Potenzial, der amerikanischen Öl- und Gasindustrie mehr Schaden als jemals zuvor zuzufügen.
„Das Potenzial für eine stärkere Hurrikansaison deutet auf ein erhöhtes Risiko für wetterbedingte Produktionsausfälle in der US-amerikanischen Öl- und Erdgasindustrie hin“, warnte die EIA. Meteorologen sagen für dieses Jahr eine besonders intensive atlantische Hurrikansaison mit bis zu 25 benannten Stürmen voraus. Der langjährige Durchschnitt liegt bei der atlantischen Hurrikansaison bei ziemlich genau 14 benannten Stürmen.
Was ist die Hurrikansaison?
Das National Oceanic and Atmospheric Administration’s (NOAA) National Hurricane Center definiert die atlantische Hurrikansaison als den Zeitraum vom 1. Juni bis zum 30. November. Im Allgemeinen bilden sich im Juni die ersten benannten Stürme im atlantischen Becken, und die schwersten Hurrikane bilden sich normalerweise im August und Anfang September. In den Vereinigten Staaten treffen die Hurrikane am häufigsten den Südosten (PADD 1C) und die Golfküste (PADD 3).
Wie wirken sich Wirbelstürme auf die Erdölmärkte aus?
Wirbelstürme wirken sich in erster Linie auf die Erdölmärkte aus, indem sie die Rohölförderung und den Raffineriebetrieb stören. Die Offshore-Rohölförderung in den Vereinigten Staaten konzentriert sich auf den Offshore-Golf von Mexiko (GOM) und könnte durch schlechtes Wetter erheblich beeinträchtigt werden.
Die schwimmenden Offshore-Erdöl- und -Erdgasförderanlagen müssen mit einigen der schwersten Gefahren fertig werden, die mit Hurrikanen und tropischen Stürmen verbunden sind; sie müssen über Notfallverfahren verfügen, um nicht benötigtes Personal zu evakuieren und die Förderung vorübergehend einzustellen. Im Jahr 2023 machte die GOM-Rohölproduktion 14% der US-Rohölproduktion aus.
Auch die Raffination von Rohöl wird in bestimmten Teilen der Golfküste durch Wirbelstürme beeinträchtigt. Auf die Raffinerien an der Golfküste von Texas und Louisiana entfällt fast die Hälfte der Raffineriekapazität der USA. Bei diesen Anlagen besteht die Gefahr von Überschwemmungen oder Stromausfällen im Zusammenhang mit schweren Stürmen oder Hurrikans.
Wie bei den schwimmenden Offshore-Produktionsanlagen werden viele Raffineriebetreiber nicht benötigte Mitarbeiter evakuieren und die Produktion vorübergehend einstellen, wenn sie glauben, dass ein Unwetter Mitarbeiter verletzen oder ihre Anlagen beschädigen könnte.
Im vergangenen Jahr traf in der atlantischen Hurrikansaison einer von 20 benannten Stürmen auf Land in den USA – keiner davon verursachte ernsthafte Störungen oder Schäden an Anlagen der Öl- und Gasindustrie.
Heizölpreise gehen weiter zurück
Bevor es eventuell zu Angebotsengpässen aufgrund der Hurrikansaison kommt, können die Tanklager heute nochmals günstiger als gestern aufgefüllt werden. Nachdem die Notierungen für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, heute morgen abermals nachgeben, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet im frühen Handel je nach Region etwa -0,25 bis -0,65 Euro pro 100 Liter weniger bezahlen als noch zur Wochenmitte.
Source: Futures-Services